17. Juli 2024

Begegnungstag für Frauen: Frieden und Hoffnung

Viele unterschiedliche Frauen sitzen in einem großen Raum auf Stühlen und hören konzentriert zu.
Foto: Jessica Boese

Rund 90 Frauen aus unterschiedlichen Generationen und religiösen Traditionen versammelten sich zum 7. Interreligiösen Begegnungstag für Frauen im Stuttgarter Hospitalhof, der in diesem Jahr unter dem Motto „Frieden leben“ stand.

Neben dem Vortrag „Krieg führen, Frieden leben: Der Wandel von Männlichkeitskonstruktionen im Rahmen von Friedenskonsolidierung“ von Dr. des Maike Messerschmidt standen insgesamt sechs Gruppengespräche und acht Workshops u.a. zu Themen wie „Weibliche Selbstfürsorge als ein Beitrag zum Frieden“, „Gewaltfreie Kommunikation“, „Konfliktmanagement – Frieden im Alltag“ auf dem Programm. Beim gemeinsamen Mittagessen und beim interreligiöses Friedensgebet machten die Frauen sich für Zusammenhalt und Versöhnung stark. Die Pianistin Irina Samovski begleitete die Frauen musikalisch durch den Tag.
Ein multireligiöses Team aus elf Institutionen organisiert die Veranstaltung, die Koordination liegt beim Ev. Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart.

 

Kriege und Geschlechterkonstruktionen

SCHLÜSSELINSTRUMENTE DER FRIEDENS-KONSOLIDIERUNG

Mit der Betonung auf der Sehnsucht nach Frieden führte Alessa Koch (Katholisches Bildungswerk Stuttgart) in den 7. Begegnungstag für Frauen ein. Unter dem Motto „Frieden leben“ versammelten sich 90 Frauen aus unterschiedlichen Generationen und religiösen Traditionen zum vielfältigen Austausch.
Das Platzieren gesellschaftspolitischer Themen ist ein wichtiger Bestandteil des interreligiösen Treffens: Dr. des. Maike Messerschmidt (Universität der Bundeswehr München) referierte als Impulsgeberin zum Thema „Kriege und Geschlechterkonstruktionen“. Am Beispiel der Bürgerkriege in Uganda verdeutlichte sie, dass Gewalt auch nach dem Krieg als ein Mittel zur Konfliktlösung genutzt wird. Sie stellte Instrumente der Friedenskonsolidierung vor, die das Ziel haben, gewaltzentrierte Männlichkeiten in friedenskompatible Männlichkeiten zu transformieren. Sie schlussfolgerte, dass der Wandel eher im Kleinen geschehe. Als einer der Hürden wurden dafür die großen Haftungskräfte und die Resilienz von Patriarchat und Militarismus genannt. Positiv hervorgehoben wurden die Entwicklung der Frauenfriedensbewegung in Liberia und die Aufnahme von Frauen in die Polizei.

Zwei Hände pflanzen etwas in den trockenen Boden ein.
Foto: Pegels

Wie kann Frieden werden?

im kleinen zum frieden beitragen

Welche Wirkung haben gewaltzentrierten Männlichkeiten auf Frauen und ihre Biografien? In den Gesprächsrunden wurde Empathie für weibliche Opfer von sexueller Gewalt in Kriegszeiten bekundet und die fehlenden Bestrebungen ihrer Reintegration kritisch betrachtet. Häufig kam das Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber globalen bewaffneten Konflikten zum Ausdruck.
Neben dem Wandel von Geschlechterkonstruktionen vor und nach Kriegen brachten die Frauen auch psychologische Komponenten in die Diskussion mit ein:  Was machen Kriegstraumata mit Folgegenerationen? Welche Spuren hinterlassen diese im kulturellen Gedächtnis? Diese und weitere Fragen mussten offenbleiben.
Festgehalten wurde die Notwendigkeit im Kleinen zum Frieden beizutragen, im tagtäglichen Handeln bis hin zur friedlichen Kommunikation und der Unterstützung von kriegsbetroffenen, geflüchteten Menschen.

Aspekte des friedens in der praxis

GEWALTFREIE KOMMUNIKATION, KONFLIKTMANAGEMENT

Acht interaktive Workshops führten Aspekte des Friedens in der Praxis anschließend weiter. In den Workshops von Katharina Wojtulek und Alessa Koch konnten sich die Teilnehmerinnen kreativ über den Frieden austauschen. Franziska Kuhn und Miriam Kaiser (Landeszentrale für politische Bildung) beleuchteten Aspekte der Friedensbildung in der Praxis. Wiltrud Rösch-Metzler (Pax Christi) gab einen Input über die Wehrpflicht in Deutschland und Prof. Dr. Kathrin Hänel betonte die weibliche Selbstfürsorge als einen Beitrag zum Frieden. Die Frauen nahmen an Trainings zu Konfliktmanagement (Angelika Höhnlinger, Mediation Likom GmbH) und zu gewaltfreier Kommunikation (Waltraud Kieß-Haag) teil.
Die Stiftung Weltethos bot mit ihrem Format „Religion? All you can ask!” einen Raum für den Austausch über das Judentum und den Islam. Dabei wurden die Beiträge des jüdisch-muslimischen Dialogs für das friedliche Miteinander positiv hervorgehoben.

Drei Hände halten sich ineinander
Eine Frau islamischen Glaubens sitzt auf einem Gebetsteppich und betet.
Foto: Stock/Pexels

Interreligiöses Friedensgebet

konstruktiver austausch mit hoffnung

Abschließend leitete Monika Renninger (Ev. Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart) zum Schlussplenum über: Die Frauen trugen Gebete und Segenswünsche aus christlicher, islamischer (Yasemin Kurt, Gesellschaft für Dialog) und jüdischer Tradition (Susanne Jakubowski, Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg) vor. Sie beteten für den Frieden in der Ukraine und im Nahen Osten und machten sich für das Zusammenleben in Vertrauen, Aufrichtigkeit und Versöhnung stark. In der Vielfalt der anwesenden Teilnehmerinnen wurde die kraftspendende Wirkung der verschiedenen kulturellen und religiösen Traditionen hervorgehoben und Widerstand gegen jede Form von Gewalt gezeigt. Der Begegnungstag bot somit einen Raum des Friedens und des konstruktiven Austauschs mit zahlreichen hoffnungsvollen Momenten.

Eine Kooperation von

  • Stiftung Weltethos
  • Bahá‘í-Gemeinde Stuttgart
  • Evangelisches Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart
  • Evangelische Frauen in Württemberg
  • Fachbereich Frauen, Diözese Rottenburg-Stuttgart
  • Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg
  • Gesellschaft für Dialog Baden-Württemberg e. V.
  • Haus Abraham
  • Katholisches Bildungswerk Stuttgart
  • Katholischer Deutscher Frauenbund
  • StuFem – Stuttgarter Femina e. V.

 

Ansprechpartnerin

Haben Sie noch Fragen?

Büşra Çebi
Bereich Interreligiöses und Gesellschaft
Tel.: +49 (0)7071 400 53 - 11
E-Mail: cebi@weltethos.org